Die tridentinische Osterkerze und ihre tridentinischen Weihe-Gebete

Die tridentinische Osterkerze und ihre tridentinischen Weihe-Gebete

So sieht eine Osterkerze nach der tridentinischen Osterkerzenweihe aus.

Laut dem Weihetext besteht sie aus reinem Bienenwachs und nicht etwa den üblichen 10% Bienenwachs. Nicht die üblichen 90% Paraffin, nicht Stearin. Die Paraffinkerzen werden so beworben: "10% Bienenwachs, 90% Paraffin - hier muss kein Urwald sterben. Paraffin ist ein Abfallprodukt aus Schweröl, das hier weiter verarbeitet wird."
Dann kann man sich vielleicht nicht mehr die 2 Meter hohen Osterkerzen leisten. Dafür entsprechen sie den Texten. Kein Pflanzenwachs auf der Basis von Raps-, Sonnenblumen- oder Sojaöl. Die Gebetstexte sprechen vom Wachs der Bienen.
Das Abbild des Leibes der Auferstehung Christi wird aus dem echten Wachs der Bienen gebildet.
Die heute verwendeten "klassischen" Osterkerzen bestehen fast vollständig aus einem "ein Abfallprodukt aus Schweröl". Welche Beleidigung gegenüber dem Herrn!

Osterkerze

Fünf Weihrauch-Granula (Körnchen) sind in Kreuzform in das Wachs gedrückt. Der Weihrauch ist ebenfalls reiner Weihrauch, Olibanum, ohne künstliche Duft-Zusätze. Er ist nicht rot gefärbt. Kein roter Rosen-Weihrauch. Es ist eine weitverbreitete Unsitte, die fünf Weihrauchkörner durch riesengroße rote Nagel-Nachbildungen zu ersetzen. Oft mit Kreuzdarstellungen, die einen bewußt im Unklaren lassen, ob der obere vertikale Teil des Kreuzbalkens nicht etwa länger ist als der untere - was bedeuten würde, daß das Kreuz umgekehrt wurde.
Es wird auch kein Kreuz eingeritzt oder aufgeklebt. Gerade bei der Osterkerze ist das Tridentinische schlicht; verbunden mit der großen Reinheit und Kraft, die in dem echten Bienenwachs und Olibanum liegt. Die heute so beliebten RiesenOsterkerzen mit riesen Kreuz und gewaltigen roten Nägeln sind Effekthascherei.

Osterkerze

Die Weihrauchkörnchen lassen sich leicht eindrücken, wenn das Wachs der Kerze im Bain-Marie leicht erwärmt wurde. Das Wachs kühlt rasch wieder ab und die Granula sind danach fest mit dem Wachs verbunden.
Die fünf Weihrauchkörnchen stehen für die fünf heiligen Wunden, die der Herr auch nach der Auferstehung trug, und die mit Spezereien wie Myrrhe etc versorgt wurden.

Die genannte Beschreibung der Osterkerze ergibt sich aus den Weihetexten. Sie ist keine feststehende Bedingung der Rubriken etwa und kann bei Not natürlich an die Umstände angepasst werden. Aber es ist durchaus so gemeint, daß bei der Gestaltung der Osterkerze nicht beliebige Phantasie walten sollte. Wenn man in einem reichen Land lebt, dann muß man nicht den Widerspruch erzeugen, im Weihegebet dem Herrn das "Wachs der Bienen" darzubringen und konkret Paraffin (Erdöl) zu entzünden. Oder mit Ihm zu schachern, ob 1 % Bienenwachs ja auch unserer Gebetsaussage, daß wir Ihm das Wachs der Bienen darbringen, entspricht. Oder vielleicht 10% ? Das wäre schäbig.
Während es im Notfall, in einer armen Gemeinde durchaus in Ordnung ist, Osterkerzen mit wenig Bienenwachs zu verwenden, so wird das bei einer reichen Gemeinde eine schäbige Haltung. Die Osterkerze ist immerhin das Sinnbild des Leibes Christi nach der Auferstehung!

Die Weihe der Osterkerze und die Weihetexte

Die Weiheworte zum Einfügen der fünf Weihrauchkörner in die Osterkerze:

Die Praefatio der Osterfeier des Karsamstags führt zu dieser Weihe. Sie ist üblicherweise der Teil der Messe, der zum Canon hinführt, wo die Begegnung mit dem Herrn in seinem Opfer stattfindet. Sie handelt von dem Sühneopfer, das Christus brachte. Ein Auszug davon:

„… Jene Nacht also, welche die Finsternisse der Sünden durch das Licht der Feuersäule gereinigt hat, und heute auf der ganzen Welt alle, die an Christus glauben, den Lastern der Welt und dem Sündendunkel entreißt, der Gnade zurückgibt, in die Gemeinschaft der Heiligen einreiht.
Jene Nacht ist es, in der Christus die Bande des Todes zersprengte und aus der Hölle/Unterwelt als Sieger emporstieg…“


Die Schlußzeilen der Praefatio fassen dieses SühneOpfer zusammen und führen zum Einfügen der fünf Weihrauchkörner hin:

„… o wahrhaft selige Nacht, die allein gewürdigt worden, Zeit und Stunde zu erfahren, da Christus vom Reich der Toten erstanden! Dies ist die Nacht, von der geschrieben steht: Die Nacht wird lichthell wie der Tag, und die Nacht ist meine Leuchte bei meiner Wonne. Diese geheiligte Nacht vertreibt die Laster, wäscht ab die Sünden, gibt die Unschuld zurück den Gefallenen, die Freude den Trauernden, verscheucht den Haß, stiftet Eintracht und beugt die Gewalten.“

Das Missale romanum 1920 gibt an: Hic Diaconus infigit quinque grana incensi benedicti in Cereo in modum Crucis hoc ordine : Nun drückt er 5 Weihrauchkörner in die Bienenwachskerze in Form des Kreuzes.
„Nun fügt der Diakon die fünf Weihrauchkörner derart in die Kerze, daß sie ein Kreuz bilden. Die Fünfzahl erinnert an die heiligen fünf Wunden, die der Herr auch nach seiner Auferstehung beibehielt.“ (Die Beuroner Erklärungen, 1921)

Wichtig: Weil der Herr die fünf Wunden auch nach der Auferstehung beibehielt, können sie nun am reinen Leib Christi, dem weißen Wachs der Osterkerze erinnert werden. Und deshalb vollzieht der Ritus das Einfügen der fünf Weihrauchkörner an dieser Stelle der Osterliturgie. Es ist ein Erinnern an Christi Sühneopfer und auch seinen Tod.
In Abhebung von der neuen Osterfeier des Karsamstags 1951 sei darauf hingewiesen, daß an keiner Stelle der Weihe mit einem Messerähnlichen Gegenstand (Griffel) in das Wachs der Kerze geschnitten wird. Das Eindrücken der fünf Weihrauchkörner in das Kerzenwachs ist ein vollkommen harmonischer Vorgang, wenn die Kerze im Bain-Marie im unteren Fünftel leicht angewärmt wurde. (Topf mit warmem Wasser, in das man die Kerze vor der Weihe stellt.)

Osterkerze

Die Weiheworte beim Anbringen der fünf Weihrauchkörner sind die Sätze davor sowie der Satz nach dieser Handlung: Also nach dem Anbringen auch noch der Satz:

« … suscipe, sancte Pater, incensi hujus sacrificium vespertinum » « Empfange, Vater, das abendliche Opfer dieses Weihrauchs » (Schott-Meßbuch)

Das Anzünden des Lichtes der Osterkerze:

„In dieser gnadenvollen Nacht nun nimm hin, heiliger Vater, das abendliche Opfer dieses Weihrauchs, welches Dir Deine hochheilige Kirche zur feierlichen Darbringung dieser Kerze durch die Hände ihrer Diener vom Werke der Bienen entrichtet. Doch nun haben wir den Lobpreis dieser Lichtsäule erfahren; so flamme sie auf zur Ehre Gottes am funkelnden Feuer.“

Triangel

Die Beuroner Erklärungen sazu, 1921:
„Jetzt zündet der Diakon mit einer Kerze des dreiarmigen Kerzenhalters die Osterkerze an. Diese Handlung sinnbildet den Augenblick der Auferstehung Christi, da die göttliche Kraft seinen Leib plötzlich wiederbelebte.“

Christi Licht breitet sich aus:


„Das, obgleich geteilt, dennoch durch Mitteilung seines Lichtes keine Minderung erfährt; denn es nährt sich von dem fließenden Wachse, das die fruchtbare Biene zur Erhaltung dieser kostbaren Leuchte hervorgebracht hat.“

Die Beuroner Erklärungen dazu, 1921: „Nun werden die Lampen in der Kirche nacheinander angezündet. So drang die Erkenntnis der Auferstehung nicht sofort, sondern nach und nach unter die Gläubigen. Die Lampen werden erst nach der Osterkerze angezündet, wie unsere eigene Auferstehung die Folge der Auferstehung Christi ist.“

Osterkerze

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Conclusio:

Ich habe hier die Weihe der Osterkerze bei der tridentinischen Osterfeier des Karsamstags nach dem tridentinischen Meßbuch dargestellt.

Wir haben die Weiheworte beim Einfügen der fünf Weihrauchkörner gehört:

„…Diese geheiligte Nacht vertreibt die Laster, wäscht ab die Sünden, gibt die Unschuld zurück den Gefallenen, die Freude den Trauernden, verscheucht den Haß, stiftet Eintracht und beugt die Gewalten.“
Die Weiheworte beim Anbringen der fünf Weihrauchkörner sind die Sätze davor sowie der Satz nach dieser Handlung: Also nach dem Anbringen auch noch der Satz:

« … suscipe, sancte Pater, incensi hujus sacrificium vespertinum » « Empfange, Vater, das abendliche Opfer dieses Weihrauchs » (Schott-Meßbuch)

Wir haben die Weiheworte beim Anzünden des Lichtes der Osterkerze gehört:

„In dieser gnadenvollen Nacht nun nimm hin, heiliger Vater, das abendliche Opfer dieses Weihrauchs, welches Dir Deine hochheilige Kirche zur feierlichen Darbringung dieser Kerze durch die Hände ihrer Diener vom Werke der Bienen entrichtet. Doch nun haben wir den Lobpreis dieser Lichtsäule erfahren; so flamme sie auf zur Ehre Gottes am funkelnden Feuer.“

Wir haben die Weiheworte bei der Ausbreitung des Lichtes der Osterkerze gehört:
„Das, obgleich geteilt, dennoch durch Mitteilung seines Lichtes keine Minderung erfährt; denn es nährt sich von dem fließenden Wachse, das die fruchtbare Biene zur Erhaltung dieser kostbaren Leuchte hervorgebracht hat.“

Es ist wichtig, sich bewußt zu machen, daß dies die zentrale Feier ist, die stattfindet nachdem die Prozession mit dem neuen Licht des Triangels unter dreimaligem „Lumen Christi“ durch die Kirche zum Altar gegangen ist und nachdem der Diakon das Osterlob des Exsultet gesungen hat.
An die Verkündigung des Osterlobes (das Exsultet) schließt sich diese Weihe der Osterkerze an. In der Praefatio.

Nur das Osterfeuer wurde außerhalb der Kirche entzündet, Danach fand alles in der Kirche vor der Gemeinde statt.
Alle diese Weiheschritte werden in der Kirche ausgeführt und die Gläubigen nehmen daran teil.

Bei der neuen Osterfeier des Karsamstag von 1951 findet die gesamte Weihe der Osterkerze außerhalb der Kirche verborgen vor der Gemeinde (okkult) statt. Es wurden neue Weiheriten eingeführt, bei denen 13 Sprüche intoniert werden, die jeweils mit Einschneidungen bestimmter Formen in das Wachs der Osterkerze begleitet werden. Man kann hier von einem okkulten magischen Ritual sprechen, das bis in konkrete Einzelheiten deutliche Bezüge zu Eliphas Lévis magischem Ritual aufweist. Man findet direkte Ausleihen aus Eliphas Lévis Schrift: The Magical Ritual of the Sanctum Regnum von 1896.

In der neuen 1951er Osterfeier, die bis heute gültig ist, betritt der Priester erst nach dieser 13-fachen Schneidung in den Leib der Osterkerze die Kirche. Die Osterkerze hat er nun festlich hergerichtet. Nach dem Schneidegemetzel ist sie nun präsentabel hergerichtet. (Wir sprechen vom Sinnbild des Leibes Christi nach der Auferstehung!!)

In der Kirche werden das Osterlob und die Praefatio mit den Weihesprüchen unverändert gesungen, obwohl die Osterkerze bereits außerhalb der Kirche geweiht wurde. Nur eine kleine Textänderung wurde durchgeführt bei « … suscipe, sancte Pater, incensi hujus sacrificium vespertinum » « Empfange, Vater, das abendliche Opfer dieses Weihrauchs » (Schott-Meßbuch).
Die Weihehandlungen – wie das Anbringen der Weihrauchkörner und das Anzünden und das Lichtverbreiten – haben ja bereits stattgefunden; sie werden nicht wiederholt. Der Weihrauch wird auch im Text nun nicht mehr erwähnt. Der Diakon singt einfach über diese Stellen drüber und man tut so, als wäre da nichts gewesen.

Das gibt den Leuten das Gefühl, daß die Osterfeier des Karsamstags ja im Grunde nicht verändert wurde.
Übrigens interessant, wie Ramm im Volksmissale auf lateinisch noch die tridentinischen Weihrauchweiheworte beläßt (sie finden sich in der römischen Liturgie noch bis ins Missale romanum von 1965 hinein!), sie in der deutschen Übersetzung jedoch "vergißt". (Man sieht an so vielen Stellen, wie das Volksmissale schon dem neuen Ritus verpflichtet ist.). Die deutsche Übersetzung des Volksmissale basiert an dieser Stelle also nicht auf dem Missale romanum 1962 und nicht einmal auf dem Missale romanum 1965! Das Grundproblem, das sich dahinter verbirgt, ist die Akzeptanz von Bugninis 1951 neuerfundener Osterfeier des Karsamstags durch die FSSP und die FSSPX.
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Gerne lese ich private Kommentare im Chat und beantworte Fragen

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Hier finden Sie die Darstellung der tridentinischen Osterfeier des Karsamstags
Die wahre Osterfeier des Karsamstags